Freitag, 20. Oktober 2017

Langar - Khargush - Alichur 12.09. - 15.09.

 

Di. 12.09.

Morgens nach dem Frühstück verlassen wir das schöne Homestay, um in einer eingefassten warmen Quelle eines nahegelegenen Badhauses ein Bad zu nehmen.


Tut mehr als gut, wenn man tagelang ohne Dusche auskommen muss.



Danach verschließen wir die Tür unserer Unterkunft, geben wie vereinbart den Schlüssel dem Nachbarn und starten unsere Tour in die Pamir-Region. 


Auf katastrophal holpriger Piste erreichen wir kurz darauf den kleinen Ort Langar auf einer Höhe von 2.800 Metern.
Jetzt verlassen wir den Grenzfluss Panj, dem wir in den letzten 17 Tagen mehr als 500 Kilometer gefolgt waren - immer entlang der afghanischen Grenze. Hier im Wakhan- Korridor biegen wir heute nach Nordosten ab und folgen nun dem Fluss Pamir. Der Zusammenfluss von Pamir und Wakhan lässt den wasserreichen Fluss Panj entstehen.
 
 
 
 Langar ist eigentlich die letzte Versorgungsstation vor dem steilen Anstieg hoch ins Pamir-Gebirge. Aber erst mit Hilfe der Einheimischen gelingt es uns, ein Magazin ausfindig zu machen.
Auch die auf der Karte eingezeichnete Tankstelle gibt es nicht. Ein Bewohner organisiert mir eine Flasche Terpentin für meinen  Dragonfly-Kocher, der mir später dieses ungewohnte Gemisch nur widerwillig geschluckt hat.
 
 
 
Am Ortsende von Langar führt uns unser steiniger Weg innerhalb von 2,5 Kilometer über sechs Serpentinen rund 250 Höhenmeter nach oben.  Eine schweißtreibende Angelegenheit.


                                             


 
 
 
Gut möglich, dass einer von uns beiden beim Anblick der genügsamen Vierbeiner mit dem Gedanken gespielt hat, den Drahtesel gegen einen lebendigen einzutauschen.
Wer weiß das schon. Katharina hat mir auf der Radreise ja nicht alles verraten.
 
 
 
Im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Hindukusch
 
 
Unter uns der Wakhan - Korridor, dort wo die Flüsse Pamir und Wakhan den Panj entstehen lassen.

                                              





Immer wieder kommen uns Einheimische mit ihren Viehherden -
Schafe, Rinder, Ziegen ... ) entgegen. Im Hochland ist es inzwischen kalt geworden. Der Viehabtrieb hat begonnen.
 
 
 
Schon nach 16 Km ist heute Feierabend. Auf einer Höhe von 3.280 Metern schlagen wir unsere Zelte auf, damit wir nicht Gefahr laufen, die Höhenkrankheit zu bekommen.
 
 
GPS:  37.0969       - 72.7116
 
Km heute:                    16                           gesamt: 937
Höhenmeter heute:     500                          gesamt: 9.280
 
 
 
 
 
 
Gut, dass Katharina dabei ist.  So gibt es wenigstens einmal am Tag eine warme Mahlzeit
 
 
Bei Sonnenuntergang haben wir nochmals einen spektakulären Blick auf die Gipfel des Hindukusch. Die Nacht ist kalt. Morgens um die null Grad.
 
 
 
Mi. 13.09.
 
 
 




 
 
Unter mir der Grenzfluss Pamir
 

Das einzige, was wir in der Pamir-Region hinterlassen, sind die Spuren im Sand. Spuren unserer Marathon Tour Plus-Bereifung.
Unseren Müll nehmen wir selbstverständlich mit, bis wir in einem Ort einen Müllbehälter finden.


 
Die Fahrt Richtung Khargush-Pass erweist sich als ausgesprochen mühsam. Nicht wegen der Steigungen, sondern wegen dem vielen Sand. Des Öfteren müssen wir auch auf ebenen Streckenabschnitten die Räder schieben.
 
Ein weiteres Mal zelten wir direkt am Fluss Pamir auf einer Wiese in einer Höhe von 3.500 Metern.  Wasser ist wichtig - nicht nur zum Kochen.  Auch wenn das Gebirgswasser eiskalt ist, werden darin die Haare gewaschen. Kostet Überwindung - muss aber sein.
 
GPS:  37.2304         - 72.8538
 
Km heute:                  28                           gesamt:    965
Höhenmeter heute:  400                           gesamt:   8.800
 
 
 
Do. 14.09.
 
In meinem Tagebuch steht "auch heute wieder eine Scheiß - Piste.
Sand ohne Ende ".  
 
Dem ist nichts hinzuzufügen.
 
 
 

 
 
Gegen Abend ist Khargush - der militärische Außenposten der Zivilisation - in Sichtweite. Bis auf ein privates Haus ist alles andere mit Stacheldraht eingezäunt.
 
Hier in Khargush zweigt der Weg ab in den Zorkul. Dort wollten wir eigentlich die Sterne zählen. 
Aber das Wetter soll nun unbeständig werden, so dass es vernünftig erscheint, nach Alichur zu radeln.
 

 
 
Doch bevor wir diese Militärstation in absoluter Einöde erreichen, versperrt uns wieder einmal ein Checkpoint den Weg. Immer das gleiche Prozedere: Runter vom Rad, Pass und Visa abgeben, warten bis der Soldat uns beides wieder gibt, rauf aufs Rad und weiter.
 
 
Katharina hat heute absolut keine Lust, noch eine weitere kalte Nacht auf 3.900 m Höhe im Zelt zu verbringen. So steuert sie zielstrebig auf das einzige zivile Haus zu, um zu sehen, ob es da nicht ein warmes Plätzchen für uns geben könnte.
 
 

 
Das vordere links ist unbewohnbar - aber im hinteren Haus hat Katharina Glück.




                                                                                    





Fünf Männer  - Viehtreiber - haben noch eine Kammer für uns frei.

 




 
 
 Die Männer haben Erbarmen:  Katharina am warmen Ofen des Raumes, in dem die fünf Männer übernachten.
 
Die Fahrräder stehen derweil in einem weiteren Vorraum. Daneben bereiten wir unser Abendessen vor.
 
 
Unsere eigene Kammer für die Nacht ist noch eine Spur bescheidener. Eher eine Rumpelkammer. Ein Abstellraum, den wohl seit Jahren kein Mensch mehr betreten hat. Da müssen erst zwei Deutsche kommen, die frische Luft reinlassen und zwischen den Bettgestellen aus Metall erst mal ausfegen. Staub ohne Ende.
Licht gibt es keines und der warme Ofen ist leider im Zimmer nebenan.
So legen wir unsere beiden Bodenmatten längs zwischen die Bettgestelle und wünschen uns gegenseitig eine angenehme Nacht.
Die haben wir dann auch, bis ich irgendwann bemerke, dass etwas über meinen Arm krabbelt, der aus dem Schlafsack hängt.  Ich schrecke hoch, vermute ich doch eine Maus oder gar eine Ratte.
Obwohl wir mit den Stirnlampen den Raum so gut es geht ausleuchten, können wir nichts Außergewöhnliches entdecken.
Aber gegen zwei in der Nacht hat Katharina ein ähnliches Hallo-Wach-Erlebnis und ist mit ihrem Handy erfolgreich.
 
 
Eine weiße Maus ist es, mit der wir die Kammer teilen müssen.
Wir sind aber inzwischen schon einiges gewohnt, so dass wir trotz
der Mäuseplage noch einige Stunden auf dem Fußboden Schlaf finden.  
 
 Aber es versteht sich von selbst, dass wir hier in dieser "Pamir-Lodge" keinen Ruhetag einlegen werden. In dieser Frage sind wir uns absolut einig.
 
 
GPS:   37.3816             -73.1203
 
Km heute:                 35                     gesamt:       1.000
Höhenmeter heute:    600                  gesamt:       9.400
 
 
 
 
Fr. 15.09.
 
 
 
 Am Morgen danach kehren wir gerne der Abstellkammer den Rücken und erreichen gegen Mittag bei nur einem Plusgrad die Khargusch-Passhöhe  (4.344 m).
 
Unterwegs am Khargush-Pass
 
 
 
 
 
 
Immer wieder Salzflächen entlang der Piste
 
 
 
 
 
 
Am Nachmittag erreichen wir schließlich den geteerten Pamir-Highway ( M41 ) und radeln mit erhöhter Schlagzahl ins 20 Kilometer entfernte Alichur - ein einsamer Ort auf 3.900 Metern Höhe.
 
 
Bei Eintreffen in Alichur zieht gerade ein ausgewachsener Sandsturm über die 1000 - Seelen - Gemeinde hinweg.
 
Aufnahmen - entstanden während eines Spaziergangs durch den Ort Alichur.( 1.000 Einwohner ). 
 
Ich frage mich, wovon die Menschen hier in der tundrenartigen Landschaft wohl leben. Keine Vegetation, immer nur kalt.
 
 
 
 Die Hauptstraße


 
 
 
 
 
 Der einzige Dorfbrunnen. Es gibt keine Wasserversorgung in den Häusern.   Hygienisch wohl sehr bedenklich, da sich in unmittelbarer Umgebung unzählige Latrinen befinden.

















 
 
 
 Die Arbeitslosigkeit ist hoch.  Außer Viehzucht gibt es in dieser unwirtlichen Gegend kaum Erwerbsquellen.




 Was kommt denn da auf uns zu ?
 Am besten ist es wohl, Schutz hinter der Mauer zu suchen.
 
 


 Schnee scheint im Anmarsch zu sein.

 
 
Und tatsächlich fällt während wir schlafen Schnee - Unser Hostel am nächsten Morgen.  ( Links vorne das Toilettenhäuschen )
 

 
Rechts: Zwei Aussparungen im Betonboden und der Eimer für das Toilettenpapier. Noch Wünsche ?
 
 
 GPS:   37.7500      - 73.2526
 
Km heute:                      57                                  gesamt:     1057
Höhenmeter heute:      700                                gesamt:    10.100