Samstag, 21. Oktober 2017

Qala-i--Khumb (Kalai Khum) - Khorugh 03.09. - 07.09.


So. 03.09.


Nachdem es uns beiden - vor allem aber der Katharina - seit gestern überraschend gut geht, starten wir am Morgen Richtung Khorugh.


Sechs lange Nächte verbrachten wir in diesem schönen Guesthouse der Aga-Khan-Stiftung am Ortseingang von Qala-i-Khumb.
So lange dauerte es, bis Katharina nach ihren massiven Magen-Darm-Problemen wieder in der Lage war, eine ganztägige Radtour anzugehen.



Blick auf den Innenhof des Hauses


Endlich strahlt sie wieder, nachdem sie schon mit dem Gedanken gespielt hatte, unsere Reise durch den Pamir abzubrechen.  
 
Das Warten zahlte sich aus.
Im Bild  oben:  Links der Verwalter, der sich unglaublich um Katharina in den letzten Tagen kümmerte und auch die ärztliche Versorgung ermöglichte. Rechts unser Koch, der uns jeden Wunsch erfüllte.
So setzte er gestern alle Hebel in Bewegung und organisierte die Zutaten für das Nationalgericht Palov - der Paella sehr ähnlich.
In den Palov gehören immer Hammelfleisch, Reis und Karotten. In Tadschikistan gibt es aber mindestens zwanzig Varianten davon.


Mit neuem Elan unterwegs nach Khorugh. Die Antibiotika wirken wie ein Dopingmittel.



Afghanistan ganz nah. Lehmhäuser und etwas Landwirtschaft




                                                                     



 

Asphalt und Schotter im Wechsel. Trotzdem hatten wir uns die Straßenverhältnisse schlechter vorgestellt.




Unsere Freundlichkeit wird leider  nicht honoriert. Wir lassen die Lkws an uns vorbei.....




...und schlucken dafür deren Staub. Unsere Sonnencreme im Gesicht und der feine Staub gehen auf der Haut eine gewöhnungsbedürftige Symbiose ein.


Einmal nicht aufgepasst und schon legen sich gleich mehrere hundert PS flach auf den Pamir-Highway (M41)




Unterwegs freuen wir uns über jeden noch so kleinen Lebensmittelladen.




Und sofort sind wir umringt von neugierigen Einheimischen
Leider schätze ich heute die Entfernung zum nächsten Hostel falsch ein.  Katharina ist zu Recht sauer, dass wir deshalb erst bei Einbruch der Dunkelheit unsere Zelte auf einem Acker links der Straße aufstellen müssen. Kein Wasseranschluss - Kein Strom - Kein WLAN. 

Die Nachwehen sind auch am nächsten Tag noch spürbar.
 
GPS:  38.3151      - 71.2634
Kilometer heute:     86                              gesamt:   509
 
 
 
Mo. 04.09.
Am Morgen gibt es Haferflocken und einen heißen Kaffee bzw. Tee für Katharina. Das hilft uns nach einer ruhigen Nacht wieder auf die Sprünge. Landschaftlich ändert sich nur wenig. Immer wieder bleiben wir stehen und machen Bilder von der afghanischen Seite. Nur äußerst selten ist dort ein Pkw zu sehen. Wenn überhaupt, dann fahrt man dort mit dem Moped.
An einem Truck-Stop gibt es ein zweites Frühstück. Doch zuvor queren wir den Fluss Vakhsh und müssen wenig später an einem Checkpoint erneut unsere Papiere vorzeigen.
Knochenarbeit und nicht ungefährlich. Afghanische Arbeiter legen in mühsamer Handarbeit einen Pfad an der senkrechten Felswand an. Darunter der reißende Fluss Panj.
Mittagspause im Schatten eines Baumes. Zum letzten Mal auf unserer Radreise haben wir  heute Temperaturen jenseits der dreißig Grad.  ( Seit unserer Ankunft lagen die Tagestemperatur stets irgendwo zwischen 33 und 39  Grad ).
Gegen Abend steuern wir auf der Suche nach einem Nachtlager ein kleines Dorf rund einhundert Höhenmeter oberhalb der M41 an.


 In diesem Dorf werden wir ebenfalls sehr freundlich aufgenommen.


Das verwunschene Dorf in alpiner Umgebung ist gleich erreicht.


Ein Bauer bietet uns an, kostenlos im Hinterhof  seines Anwesens im Freien auf einem sogenannten Tapchan zu übernachten.
Rechts im Hintergrund melkt dessen Frau ihre einzige Kuh. Beim Blick in den Eimer ist unschwer zu erkennen, dass es sich bei dem Tier unmöglich um  Hochleistungskuh handeln kann. Mehr als bescheidene 1,5 Liter gibt die Kuh nicht her. Könnte man glatt als "Arbeitsverweigerung" bezeichnen.


                                                   


Eine Dusche haben wir auch heute nicht. Dafür fließt wenige Meter entfernt ein kleiner Bergbach, an dem wir Wasser zum Waschen holen dürfen. Das Waschen am Bach ist nicht erlaubt, damit dieses nicht verunreinigt wird. Die Latrine befindet sich auf der andere Seite des Baches auf dem Grundstück des Nachbarn.



Der Bauer und seine Frau setzen sich am Abend noch etwas zu uns.
Sie schenken uns Tomaten und Zwiebeln aus dem eigenen Garten.


                                               

Der steinige Weg zurück vom Dorf auf die Hauptstraße




GPS:   37.9593     - 71.2765

Kilometer heute:                68               gesamt:   577





Di. 05.09.


Heute kommen wir erstmals wieder in einen etwas größeren Ort.
Rushan liegt wenige Kilometer vor dem Abzweig zum Bartang-Tal.
Wir machen im Ort  zusammen mit einem Radler aus Tübingen  Pause in einem Cáfe. 



Später gibt es rechts der Straße ein gutes Mittagessen auf einer Wiese.





Wie so oft werden wir auch dieses Mal beim Essen von neugierigen Schulkindern beobachtet.


Ich nutze die Gelegenheit und mache an einer Bushaltestelle gleich noch ein Klassenfoto der Rasselbande.



Wenige Kilometer südlich von Rushon finden wir in knapp 2.000 m Höhe  einen tollen Zeltplatz direkt am Panj.


Einziger Wermutstropfen:  Ich habe irgendwo meine Zeltheringe verloren.  Gut, dass Katharina das geahnt hatte und vorsorglich mehr als nötig im Gepäck mit sich führte. Was würde ich nur ohne diese Frau machen ?  

GPS:    37.9078     - 71.5915

Kilometer heute:       52                     gesamt:  629





Mi. 06.09.

Heute stehen wir schon um 5:30 Uhr auf, weil wir frühzeitig in der Stadt Khorugh sein möchten. Es ist frisch. Das Thermometer zeigt lediglich 7 Grad.


Hier in Khorugh ist Durchsetzungsvermögen gefragt.  Katharina inmitten hupender und stinkender Autos.


Erst sind wir erschrocken. Das LAL - Hostel eine Bauruine ?
Aber wenigsten war das Erdgeschoss bewohnbar.


 Katharina mit viel Sinn für Ordnungsliebe. Da muss ich passen.


Im Innenhof des LAL-Hostels wird uns eine leckere Pizza serviert.


Und auf dem Basar gibt es neben Gemüse und Obst auch lange Stahlnägel zu kaufen, die mir in der Folgezeit als Zeltheringe gute Dienste leisten werden. ( Übrigens: Auch während der USA-Durchquerung 2013 hatte ich mal meine Zeltheringe liegen lassen und kaufte mir für teures Geld 700 Gramm Stahlnägel )




GPS:  37.1897         - 71.4638

Kilometer heute:            71                              gesamt:  700

Höhenmeter bislang seit Start:   6.000




Do. 07.09.   Ruhetag in Khorugh.

Diesen Ruhetag nutzen wir um die Stadt zu erkunden  - zu Fuß und mit dem Rad.
Außerdem suchen wir im Park das Touristen-Büro auf, wo wir problemlos für knapp zwei Euro ein Permit für den Zorkul erhalten.
Wir hatten eigentlich vor, diese abgelegene Region an der afghanisch-chinesischen Grenze zu erkunden. Keine Ortschaft, kein Verkehr, keine Lichtverschmutzung. Dem spektakulären Nachthimmel ganz nah.
Doch darauf mussten wir leider verzichten - wie auf manch` anderes auch.

Als wir nämlich Khargush - den Abzweig zum Zorkul  - erreichten - war die Wetterentwicklung sehr unsicher, so dass wir auf den Schlenker über den Zorkul verzichteten. Eine richtige Entscheidung, wie sich herausstellen sollte.
Das war dann wohl auch der Grund dafür, dass wir Osh - fast wie ursprünglich geplant - am 25.9. erreichten.